Ateliers – Living Museum, Psychiatrie St.Gallen, Wil

Ateliers – Living Museum, Psychiatrie St.Gallen, Wil

Published: 20.10.2024

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Author: Psychiatrie St. Gallen

«In den Ateliers fühle ich mich daheim. Da kann ich sein, wie ich bin.»

Sich mit den Händen beschäftigen, etwas schaffen, sagt Ihnen zu? Erfahren Sie in den Ateliers, wie Sie durch Kunst und Kreativität zu Heilung finden können.

Die Ateliers – Living Museum am Standort Wil sind ein Verbund vier verschiedener Ateliers: Keramikatelier, Kunst- und Medienatelier (inklusive Musik-, Textil- und Theateratelier), Papieratelier, Werkatelier (Glasatelier, Holzatelier). Das Café Living Museum als Herzstück im Erdgeschoss ergänzt das Therapieangebot.

Adaption des Konzepts Living Museum New York

Das innovative Konzept des Living Museums aus New York überzeugt seit 25 Jahren aufgrund seiner künstlerischen, therapeutischen wie auch ökonomischen Vorzüge die Fachwelt. Die Philosophie des Living Museums ist es, einen Raum einzurichten, in dem psychisch kranke Menschen vor dem Hintergrund einer Kunstbewegung, zu der Hans Prinzhorn (1886- 1933) inspirierte, zu Künstlern ausgebildet werden. Prinzhorn entdeckte als einer der Ersten das hohe kreative Potenzial psychisch kranker Menschen und dokumentierte es anhand verschiedener Ausstellungen.

Ateliers – Living Museum in Wil

Alle Ateliers des Ateliers – Living Museum in Wil arbeiten nach der Philosophie des Living Museum New York. Täglich begeben sich hier über 100 Patienten in kunsttherapeutische Behandlung.

Im Keramikatelier geht es um das Wecken und Beleben der Sinne. Durch taktile und haptische Erfahrungen und Erlebnisse wird das Körperbewusstsein entwickelt und eine Steigerung der Selbstwahrnehmung und Selbstsicherheit erreicht. Die Experimentierlust und Beobachtungsfähigkeit wird gefördert. Psychische und physische Befindlichkeiten finden im Ton einen Ausdruck, können reflektiert und einer Veränderung unterzogen werden. Emotionsdifferenzierung und Emotionsstabilisierung sind kunsttherapeutische Errungenschaften, die über die Gestaltung mit Ton und durch Auseinandersetzung damit entsteht.

Malerei und Zeichnung auf vielfältigen Materialträgern bilden das Kernangebot des Kunst- und Medienateliers neben dreidimensionalen Gestaltungsmöglichkeiten mit Speckstein und anderen Materialien. Das Digitalatelier ist integrativer Bestandteil des Kunst- und Medienateliers. Es stehen Computer mit diverser Soft- und Hardware für kreatives Arbeiten zur Verfügung, sowie Foto- und Videokameras, Tonaufnahme-, Video- und Tonschnitt-Arbeitsplätze. Hier bieten sich vielfältige Möglichkeiten, den Umgang mit den digitalen Techniken zu üben, Ausdauer und Konzentration zu erweitern. Wirklichkeit und Fiktion kommen zusammen – und so können Fotos, Broschüren, Flyer gestalterisch bearbeitet, Storytelling geübt, Filme gedreht und editiert, Animationen erstellt, Poesie geschrieben und Musikkompositionen realisiert werden. Auch alltagspraktische Aufgaben z.B. Bewerbungsdossiers erstellen, administrative Briefe verfassen, etc. können realisiert werden. Das Textilatelier bietet Techniken an wie Nähen, Sticken, Applizieren, Stricken, Filzen und Flechten um Tragbares und Untragbares zu gestalten. Materialien: Stoff, Wolle, Garn, Leder, Knöpfe, Perlen, Nähutensilien.

Im Musikatelier können Menschen die heilende Kraft der Musik erfahren, in dem sie selbst musizieren, komponieren oder Musik hören. Materialien: Instrumente wie Schlagzeug, E-Gitarre, E-Bass, Keyboard, Klavier, Mikrophone, Musiksamples stehen zur Verfügung. Musikalische Kompositionen können im Tonstudio aufgenommen werden.

Im Theateratelier kann mit dramatherapeutischen Mitteln probehandeln im geschützten Rahmen stattfinden, mit den Mitteln des Theaters das Auftreten vor Publikum geübt werden und so das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Materialien: Kostüme, Masken, verschiedenste Materialien (z.B. Ton, Papier, Stoffe), Spielvariationen, narrativer Ansatz, aktiver Umgang mit Geschichten, Ton- und Videoaufnahmen.

Im Papieratelier ist die therapeutische Handlung geprägt durch Empathie, Akzeptanz und Kongruenz. Vor allem auch kunstpädagogische Ansätze fliessen in die kunsttherapeutische Behandlung ein. Es stellt einen Ort des Übens und der Wahrnehmungsschulung dar. Durch die Reduktion auf den Werkstoff Papier und die Übungen kann eine meditative Kontemplation auf den Gestaltungsprozess stattfinden, der in verschiedene Phasen von jedem individuell durchlebt werden kann. Im Gespräch darüber findet eine Auseinandersetzung damit statt. Mit der Entwicklung der schöpferischen Tätigkeiten, erwächst eine neue Kompetenz, die sich auf andere Lebensbereiche auswirkt.

Über prozess- und projektorientiertes Werken soll eine Ressourcenaktivierung beim Patienten erreicht werden. Über die Auseinandersetzung mit verschiedenen Werkstoffen wird die Welt mit allen Sinnen wahrgenommen und aktiv die eigene Umgebung gestaltet. Werken heisst Wirken, das Erleben von Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung. Das Vermitteln von Techniken zur Bearbeitung der Werkstoffe steht am Anfang der Behandlung. Wenn diese geschult wurden, kann die eigenständige Entwicklung eines eigenen künstlerischen Projekts beginnen. Problemlösefähigkeiten, Konzentration und Ausdauer werden trainiert und auf diese Weise Gedächtnisleistungen verbessert. Die Medien sind sehr vielfältig und bewegen sich hauptsächlich im skulpturalen und dreidimensionalen Bereich. Ein gewisser körperlicher Einsatz ist vonnöten, um die Werkstoffe einer Bearbeitung zu unterziehen. Es können Arbeiten aus Holz, Stein und Metall erstellt und umgesetzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Glasfusing, das Erstellen von Glasperlen, Bildern aus Glas sowie Glasobjekten. In der Arbeit mit Glas werden kognitive Fähigkeiten wie Konzentration und Ausdauervermögen verbessert.

Das Café Living Museum als Treffpunkt mitten auf dem Klinikareal in Wil ist ein lebendiger Ort der Begegnung. Es werden Kaffee- und Teespezialitäten angeboten. Bei schönem Wetter lockt das Gartencafé mit beschatteten Sitzplätzen. Es bietet als therapeutisches Angebot Menschen mit psychischen Erkrankungen verschiedenste Tätigkeiten im Bereich Küche, Service, Organisation von Events und Raumgestaltung. Zum kulinarischen Angebot gehören Kaffee und Kuchen sowie hochwertige Mittagsgerichte.

Für wen eignen sich die Ateliers – Living Museum?

Die Therapien in den Ateliers – Living Museum eignen sich bei allen Diagnosen. 

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